Dass eine Fahrt mit der Deutschen Bahn auch positiv erlebt werden kann, zeigte sich beim Ausflug am 2. Dienstag im August. Der Tag fing schon sehr gut an, hatten wir Chormitglieder doch den Wunsch von Elisabeth, gutes Wetter und allerbeste Laune mitzubringen, bereitwillig befolgt. Rasch hatten sich am Denzlinger Bahnhof zur Fahrkartenaufteilung 5-er Gruppen gebildet. Höhepunkt des Ausfluges sollte eine Fortbildung in Sachen Brauereikenntnisse in der Brauerei Fürstenberg in Donaueschingen sein. Indessen machten wir bereits den Weg oder besser die Fahrt zum Ziel, konnte doch der Zugaufenthalt mit netten Unterhaltungen, gespickt mit herrlichen Ausblicken auf die Schwarzwaldlandschaft, genutzt werden.
In Donaueschingen angekommen, wurden wir vor Einlass in die Brauerei mit warnwestenähnlichen Umhängen bestückt und in zwei Teilgruppen aufgeteilt. Wir erfuhren dann allerhand über die Brauerei, z. B. dass das Brauwerk ohne Einrechnung der Stockwerke auf eine Fläche von 51 000 qm kommt und dass der Gärtank 50 000 Liter umfasst. An einem schönen Bierschaukasten wurden uns die einzelnen Biersorten erläutert. Uns wurde die Wichtigkeit des Brauwassers dargelegt, das seit dem 13. Jahrhundert, lange vor dem Erlass des Reinheitsgebotes, aus einem eigenen Tiefbrunnen geschöpft wird. Über die Bedeutung des Hopfens für den Schaum und den Bittergeschmack des Bieres wissen wir jetzt auch Bescheid. Wir erfuhren etwas über das Eishaus und den Eiskeller und besichtigten das kleine Brauwerk – inzwischen Museum. Der Blick auf den Hof zeigte, wie die Transportfahrzeuge mit Hilfe von Staplern beladen wurden. Dass die Fließbänder zur Flaschenreinigung gerade still standen, war nur ein kleiner Nachteil, konnten wir doch in einem Film bestaunen, wie viel Technik und auch Elektronik bei der Reinigung und der Befüllung der Flaschen eingesetzt wird. Nach weiteren Informationen, z. B. der Erläuterung des Gärprozesses hieß dann das Motto: „Probieren geht über Studieren“.
Im Braustüble, das aufgrund seiner Größe auch Braustube genannt werden kann, konnte dann jeder Teilnehmer zum vorbestellten Essen das passende Bier auswählen oder auch durch das Probieren verschiedener Bierarten seine Bierkenntnisse erweitern. Gestärkt mit Speis und Trank schlenderten wir zum Rathausplatz, wo wir zuerst den Musikantenbrunnen bewunderten und uns danach zur Gruppenaufnahme auf der Rathaustreppe aufreihten.
Nachdem der „offizielle Teil“ beendet war, erforschten die Chormitglieder dann auf eigene Faust, was Donaueschingen außer der Brauerei noch zu bieten hat. Zu erwähnen sind natürlich der Donauzusammenfluss und die Donauquelle. Mehrere Orte nehmen den Ursprung der 2800 km langen Donau für sich in Anspruch. Allgemein, wenn auch nicht geographisch korrekt, gilt die kunstvoll eingefasste Karst-Aufstoß-Quelle, die auf einen Besuch des römischen Feldherrn Tiberius im Jahre 15 vor Christus zurück geht, als Donauquelle. Der Donautempel, aus dem das Wasser der Donau herausfließt, war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II. und wurde entworfen vom Architekten Schwechten, der auch die Berliner Gedächtniskirche erbaut hat.
Der eine oder andere wird es interessant finden, dass Donaueschingen zum ersten Mal im Jahre 889 erwähnt wurde und dass Donaueschingen 1488 durch den Grafen von Fürstenberg gekauft wurde. Markante Gebäude sind die Stadtkirche St. Johann und das Residenzschloss, worin Mozart 12 Tage gastierte. Seit 1921 finden die „Festtage neuer Tonkunst“ unter der Schirmherrschaft des Fürsten zu Fürstenberg statt.
Besuchenswert waren auch der von 1763 bis 1819 angelegte Park und die verschiedenen Lokalitäten, in denen wir bei einem Eis oder einer Tasse Kaffee bei einem netten Plausch die Eindrücke vertieften.
Die Heimfahrt ließ Langeweile gar nicht aufkommen. Auch wenn die Landschaft vielen wohlbekannt war, gestaltete sich die Sicht in umgekehrter Fahrtrichtung und gegen Abend doch anders als bei der Hinfahrt. Die Zugverbindungen waren optimal aufeinander abgestimmt, sodass das zweimalige Umsteigen ohne Hektik oder längere Wartezeiten möglich war. Wir hatten einen wunderschönen Tag genossen, der ohne intensive Vorbereitungen durch die Vorstandschaft unter maßgeblicher Regie von Elisabeth so nicht möglich gewesen wäre. Allen, die zum Gelingen beigetragen haben, herzlichen Dank.
Waldkirch, 25.08.17
Leonhard Mußler