Konzertbesuch in Ottobeuren am 1. und 2. Juni 2024

Ebenso wie Konzerte bedürfen auch Chorreisen langer Vorbereitung. Was das Konzert betrifft, welches Wolfgang Erber wieder mit der Jungen Philharmonie Schwaben durchführte, war es dieses Mal eine besondere Vorbereitung. Ausführlich hatte er uns, seinen Sängerinnen und Sängern des Gemischten Chores, in schriftlicher Form berichtet, wie für ihn mit diesem Konzert ein 50 Jahre alter Wunsch wahr werden sollte. Alte musikalische Handschriften aus dem Archiv der Klosterbibliothek Ottobeuren hatte er unter großem zeitlichen Aufwand ausgesucht, bearbeitet und zu einem wunderbaren Programm zusammengestellt. Ein guter Grund, eine schon traditionelle Reise nach Ottobeuren zu planen, was Hannelore gut gelungen ist.

Früh um 8.00 Uhr am 1. Juni bestiegen die ersten von insgesamt 24 Concordianern den Bus, und übers Glottertal begann die Fahrt. Dichter Nebel lichtete sich kurzzeitig, wurde aber bald wieder durch heftige Regengüsse abgelöst. An der Raststätte Hegau gab es eine kurze Rast, und bevor es am Bodensee entlang weiter ging, versuchte Brigitte sich mal eben auf dem Fahrersitz.

Viel zu früh erreichten wir Ottobeuren, wo wir in unserer Pension „Mozart“ das Gepäck schon mal abstellen konnten. Dann ging es erst einmal in den Ort. In der Pizzeria am Markt – im letzten Jahr saßen wir hier in der Abendsonne – bekamen wir Herzhaftes zu essen. Süßes und Kaffee gab es für die anderen im Café nebenan. Wer den Weg zurück zur Pension an der Günz zu Fuß im Regen nahm, konnte nur staunen über die Wassermassen, die braun und schlammig dahinbrausten.

Nach einer Mittagspause war es Zeit, sich auf den Weg zum „Engel“ zu machen, wo wir um 17.00 Uhr erwartet wurden ... und erst einmal Chaos begann: Kaum hatte der Wirt uns informiert, dass mit anstehendem Katastrophenalarm zu rechnen sei, begannen alle Handys dies zu bestätigen. Beängstigend, diese Situation! Was sollen wir tun? Erst einmal wieder raus aus dem Restaurant und in unseren Bus, der vor der Tür stand. Hier warten? Zur Basilika fahren, in der man ja oben sicher sein würde? Zum Glück gab es nach einigen Minuten die vom Wirt weitergeleitete Entwarnung, und so konnten wir wenigstens sicherstellen, dass keine knurrenden Mägen das Konzert stören würden. Da saßen wir nun erwartungsvoll in den vorderen Reihen.

Wolfgang Erber – im Frack! – sahen wir schon in letzten vorbereitenden Gesprächen mit seinen musikalischen Mitstreitern, und dann war es 19.00 Uhr. Seltsam: Die Stühle der Orchestermitglieder waren noch immer leer – aber des Rätsels Lösung ließ nicht auf sich warten: Das „Konzert für Orgel und Orchester“ von Franz Xaver Brixi erklang von der Orgelempore. Für das folgende Chorwerk von Felix Mendelssohn füllte sich dann der Altarraum: Der „Chor 96“ verzauberte mit einigen Sängerinnen und Sängern aus dem Orchester das Publikum mit der Vertonung des 91. Psalms aus dem Oratorium „Elias“. Dort heißt es – wie passend für uns an diesem aufregenden Tag - „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen Deinen Wegen“. Ähnlich vom Inhalt das schottische Kirchenlied „Abide with me“ (Bleib bei mir, Herr). Während der durch den Chor wunderbar vorgetragenen fünf Strophen konnte man zur Decke der Basilika aufzublicken und meinen, dort oben die Engel tanzen und schweben zu sehen.

Werke der drei weniger bekannten Komponisten, eben die aus den Archiven ausgegrabenen, erklangen und wurden mit solcher Intensität sowohl seitens der Instrumentalisten und Sänger als auch des Dirigenten ausgeführt, dass mir schon der Gedanke kam: „Was für ein erhebendes Gefühl muss es sein, in einer solchen Gemeinschaft singen und musizieren zu dürfen!“ … und zurück in der Wirklichkeit: Genau so, wie die Streicher ihre Bögen nach dem letzten verklungenen Ton noch still in der Luft halten, so sollten wir auch unsere Notenmappen „behandeln“.

Es war so schön, dieses Konzert! Kräftigen Applaus und Blumen hatten sich die Mitwirkenden verdient … und wir als Publikum wurden noch einmal belohnt mit einer Zugabe: Anton Bruckners „Locus iste“ klang vielen noch länger im Ohr.

Dann hatte uns die Wirklichkeit wieder. Ohne Regenschirm ging es auf dem Nachhauseweg nicht. Im „Wohnzimmer“ der Pension wurde ein „Stuhlkreis“ gebildet, zu den Getränken bekamen wir „vom Haus“ süße Kleinigkeiten, und so endete dieser ereignisreiche Tag in froher Runde.

Der Sonntagmorgen begann mit einem ausgiebigen Frühstück. Die Angebote am Buffet ließen wirklich keine Wünsche offen. Da das Wetter sich immer noch nicht entschlossen hatte, uns zu netten Zwischenstopps einzuladen, traten wir die Heimfahrt an, nicht ohne ein Erinnerungsfoto „geschossen“ zu haben.

Einen Halt zum Beinevertreten und als “Muss“ für unseren Busfahrer gab es noch, und bald hatte uns der Schwarzwald mit mehr oder weniger dichten Nebelschwaden wieder. Gemütlich im warmen Zuhause konnte dieses Wochenende ausklingen.

Wieder einmal ist den Erinnerungen an schöne gemeinsame Stunden in Chorgemeinschaft eine weitere hinzuzufügen. Gern treffen wir uns wieder zu gemeinsamer Probenarbeit, für die wir gern neue Mitwirkende gewinnen würden, um zu dokumentieren: „Singen macht Spaß, Musik verbindet und schafft schöne Erlebnisse“.

 

Madeleine Bierwirth
Juni 2024