Christoph Kühlewein – unvergessen

Am 11. Mai 2022 ist er gestorben. Ein Mensch, der für die Musik lebte, ist von uns gegangen und hinterlässt uns Erinnerungen …

Im Frühjahr 1976 begann die Zusammenarbeit mit Christoph Kühlewein und der Concordia. Der Männerchor war auf der Suche nach einem neuen Dirigenten. Aus eigenen Reihen kam der Hinweis auf diesen “Musiklehrer vom Gundelfinger Gymnasium“. Ein Treffen wurde vereinbart und Sympathie auf beiden Seiten führte zu erfolgreichem Probedirigieren. Nach den ersten Übungsabenden sind die Sänger überzeugt: Jetzt geht es wieder aufwärts mit unserem Chor. Das erste Konzert „Von der Klassik zur Moderne“ wurde vorbereitet und erfolgreich aufgeführt.

Aus dem Wunsch, „über den Kirchturm hinauszuschauen“ und entsprechenden Bemühungen entstand die Partnerschaft mit dem „Choeur des Trois Eglises“ in Eguisheim, die im September 1976 in Denzlingen begann. Gegenseitige Besuche und gemeinsame Konzerte führten zu intensiven freundschaftlichen Kontakten, und die entsprechenden Jubiläen waren Ereignisse der ganz besonderen Art.

Christoph Kühlewein war es auch, der mit der Idee, einen gemischten Chor zu gründen, an den Vorstand herantrat. Am 10. März 1977 war es so weit, und nach mutigen Vorbereitungen konnte 1978 schon das erste Konzert aufgeführt werden.

Zu dieser Zeit war Christoph Kühlewein nicht nur Generalsekretär der „Europäischen Föderation Junger Chöre“ , sondern leitete auch einen französischen Chor und das „Collegium Vocale“ in Freiburg. Zeitmangel führte dann dazu, dass er die Leitung der Concordia Chöre 1982 abgab, aber ab 1985 wieder den Gemischten Chor übernehmen konnte.

Abwechslungsreich war die Musikliteratur, die in den Chorproben konzertreif erarbeitet wurden. Dabei bewies er großes Geschick darin, Notenmaterial so zusammenzustellen und zu arrangieren, dass es für „seine“ Chorstimmen passte. Im jährlichen Wechsel kamen geistliche und weltliche Programme zur Aufführung. Dabei konnte er – dank seiner guten Verbindungen zur Musikszene – stets auf die Mitwirkung besonderer Orchester und Solistinnen und Solisten zählen.

Spaß machte es ihm offensichtlich auch, beim jährlichen Adventssingen in der Georgskirche sein Publikum zu aktiver Mitwirkung zu motivieren, sozusagen zu Projektsängern zu machen.

Ähnliches gelang ihm auch bei den Auftritten in der Denzlinger Senioren-Wohnanlage. Entsprechendes Liedgut hatte er für diesen Anlass ausgesucht, und daher fiel es ihm nicht schwer, auch hier die Zuhörer zu aktivem Mitwirken zu animieren.

Dann gab es da noch die Erlebnisse der besonderen Art: die Reise nach Venedig zum Beispiel. Als Fanclub für seinen Projektchor, der in der Kirche San Salvador ein Konzert gab, waren wir Teil des begeisterten Publikums und genossen die Serenissima. Diese Reise bot auch Gelegenheit zum Einkauf von venezianischen Masken und Fächern für unser anstehendes Konzert „Karneval und Masken“, welches neben einem Ohren- auch ein Augenschmaus wurde.

 

Auch zu einem Auftritt in der Frauenkirche in Dresden kam es dank seiner Initiative.

Intensive Vorbereitung auf unsere Konzerte waren die Chorwochenenden im Roten Bühl, im Haus „Le Kleebach“ und in St. Trudpert. Um sich besser auf das Arbeiten mit dem Chor konzentrieren zu können, hatte er stets einen befreundeten Klavierspieler dabei. Die Zeit nach getaner Arbeit in einer Umgebung losgelöst vom Alltag hat er gern mit uns genossen.

Im Jahre 2007 wurde Christoph Kühlewein das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. In seiner bescheidenen Art machte er dazu die Bemerkung: „Dieses Kreuz möchte ich gemeinsam mit meinen Chören tragen“, ein Satz, der für sich spricht.

Am 11. Mai 2014 ging für uns mit dem Konzert „Europa cantat“ die „Ära Kühlewein“ zu Ende. Diesem Konzert, das unter Mitwirkung der „Camerata Monteverdi“ und der Sopranistin Miriam Burkhardt an zwei Abenden in der St. Georgskirche stattfand, war wie immer ein intensives Chorwochenende in St. Trudpert im Münstertal vorausgegangen. Wie schon des Öfteren hatte Christoph Kühlewein zu seiner Unterstützung Wolfgang Erber am Klavier. Es machte ganz besonderen Spaß, mit diesen beiden Vollblutmusikern zu arbeiten, wussten wir doch schon: Wolfgang Erber wird unser neuer Chorleiter.

Das Konzert an jenem Sonntagabend fand einen besonderen Abschluss: Erfreut über die gelungene Aufführung, etwas erschöpft aber entspannt, fand Christoph Kühlewein bewegende Dankesworte und äußerte den Wunsch, noch einmal gemeinsam den Choral „Nun danket alle Gott“ zu singen. Für Alle ein berührender Abschluss.

Am darauffolgenden Dienstag gab es anstelle einer Chorprobe eine Abschiedsfeier mit vielen Überraschungen. Mehrere Chormitglieder trugen durch spaßige Rückblicke auf die gemeinsame Zeit dazu bei, dass es viel zu lachen gab. Humorvoll – wie auch die Chorproben trotz allen ernsthaften Arbeitens – fand dann auch die „Stabübergabe“ statt an Wolfgang Erber, seinen langjährigen Begleiter und Freund.

Wenn wir uns auch nun nicht mehr dienstags zur Chorprobe trafen, blieb Christoph Kühlewein uns doch freundschaftlich verbunden. Gern nahm er noch an unseren Ausflügen teil und war natürlich – wenn immer es ihm möglich war – Zuhörer bei unseren Konzerten.

Diese 37 Jahre mit dem Gemischten Chor der Concordia waren für ihn – wie er selbst es einmal ausdrückte – ein musikalisches Crescendo.

Bild: Helmut Gall

Ich bin dankbar für ein Leben mit Stimmen“ sagte er einmal – wir sind dankbar für die Zeit mit Christoph Kühlewein.

M. Bierwirth
Mai 2022